Pflegeversicherung: Wie man sein Zuhause vor Verwertung schützt

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Das Eigenheim schützen mit der Pflegeversicherung

Die steigende Lebenserwartung und die zunehmende Zahl pflegebedürftiger Menschen in Deutschland machen die Pflegeversicherung zu einem immer wichtigeren Thema. Besonders das Szenario, dass das eigene Zuhause im Pflegefall verkauft oder verwertet werden muss, um die Pflegekosten zu decken, ist für viele eine beängstigende Vorstellung. Für Eigentümer von Immobilien stellt sich daher die Frage: Wie kann man sich davor schützen, dass das eigene Haus im Pflegefall verkauft werden muss? In diesem Artikel zeigen wir dir, welche Risiken im Pflegefall bestehen und wie du dich sinnvoll absichern kannst, um dein Zuhause zu schützen.

Warum wird die Pflegeversicherung immer wichtiger?

Laut Statistischem Bundesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland kontinuierlich. Derzeit sind es rund 5,0 Millionen Menschen, die auf Pflegeleistungen angewiesen sind – Tendenz steigend. Pflegebedürftigkeit kann durch Unfälle, Krankheiten oder altersbedingte Beschwerden auftreten und betrifft sowohl jüngere als auch ältere Menschen. Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt dabei nur einen Teil der Kosten ab. Die sogenannte „Pflegelücke“ – also der Betrag, der über die gesetzliche Leistung hinausgeht – muss von den Betroffenen selbst getragen werden.

Pflegekosten sind jedoch hoch und reichen schnell in den vierstelligen Bereich. Wer nicht genug Rücklagen hat, muss Vermögenswerte wie Immobilien verwerten, um die Kosten zu decken. Genau hier kommt die Pflegeversicherung ins Spiel, denn mit der richtigen Absicherung lässt sich das eigene Vermögen, insbesondere das Eigenheim, schützen.

Wann droht die Verwertung des Eigenheims?

Die gesetzliche Pflegeversicherung ist eine Teilkasko-Versicherung. Sie zahlt abhängig von der Pflegestufe bzw. dem Pflegegrad nur einen Teil der anfallenden Kosten. Schon bei häuslicher Pflege können die Kosten die gesetzlichen Leistungen weit übersteigen, und bei stationärer Pflege, also einem Pflegeheimaufenthalt, wird es richtig teuer. Hier können monatlich schnell mehrere tausend Euro zusammenkommen.

Kann der Pflegebedürftige diese Differenz nicht selbst aus Ersparnissen oder Einkommen decken, greift das Sozialamt ein. Dabei stellt das Amt zwar zunächst die fehlenden Mittel bereit, nimmt aber im Anschluss eine sogenannte „Regressforderung“ vor. Das bedeutet, dass das Sozialamt das Vermögen des Pflegebedürftigen zur Deckung der Pflegekosten heranziehen kann. Dazu gehört auch das eigene Haus oder die Eigentumswohnung, selbst wenn der Partner oder die Kinder noch darin wohnen. In diesen Fällen kann es zur Verwertung der Immobilie kommen, was in der Regel bedeutet, dass sie verkauft werden muss.

Zwar gibt es einige Schutzmechanismen, wie beispielsweise Schonvermögen oder den sogenannten „Angemessenheitsschutz“, doch diese greifen nicht immer oder sind an Bedingungen geknüpft. Vor allem wenn die Erben das Haus übernehmen oder in der Familie halten möchten, wird es schnell kompliziert.

Die private Pflegeversicherung als Schutz vor der Verwertung

Eine private Pflegeversicherung kann hier Abhilfe schaffen. Sie sorgt dafür, dass im Pflegefall mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, sodass die „Pflegelücke“ geschlossen werden kann und nicht auf das eigene Vermögen zurückgegriffen werden muss. Die private Pflegeversicherung bietet unterschiedliche Modelle, um den individuellen Bedarf abzudecken. Im Folgenden stellen wir dir die gängigsten Versicherungsmodelle vor:

1. Pflegekostenversicherung

Die Pflegekostenversicherung übernimmt – wie der Name schon sagt – einen Teil der tatsächlich anfallenden Pflegekosten. Dabei wird ein bestimmter Prozentsatz der Pflegekosten übernommen, den der Versicherte selbst festlegt. Die Versicherung ergänzt somit die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und hilft dabei, die Pflegelücke zu schließen.

Vorteil: Diese Variante passt sich an die tatsächlichen Pflegekosten an und sorgt dafür, dass bei steigenden Pflegekosten auch die Versicherungsleistung steigt.

Nachteil: Die Versicherung deckt nicht die kompletten Pflegekosten ab, sondern nur einen vorher festgelegten Prozentsatz.

2. Pflegetagegeldversicherung

Bei der Pflegetagegeldversicherung erhältst du für jeden Tag, an dem du pflegebedürftig bist, einen festgelegten Betrag. Dieser Betrag wird unabhängig von den tatsächlichen Pflegekosten gezahlt und kann frei verwendet werden. Das Tagegeld richtet sich nach dem Pflegegrad: Je höher der Pflegegrad, desto mehr Geld wird ausgezahlt.

Vorteil: Flexibilität – das Geld kann für alles verwendet werden, was im Pflegefall nötig ist.

Nachteil: Im Vergleich zur Pflegekostenversicherung bietet das Pflegetagegeld in der Regel keine Anpassung an steigende Pflegekosten.

3. Pflegerentenversicherung

Die Pflegerentenversicherung ist eine Kombination aus Lebens- und Pflegeversicherung. Sie zahlt im Pflegefall eine monatliche Rente aus, die ähnlich wie das Pflegetagegeld zur freien Verfügung steht. Diese Art der Versicherung ist besonders für Menschen geeignet, die neben der Pflegeabsicherung auch langfristig Vermögen aufbauen möchten.

Vorteil: Neben der Pflegeabsicherung wird auch eine Altersvorsorge aufgebaut.

Nachteil: Im Vergleich zu den anderen Varianten ist die Pflegerentenversicherung oft teurer.

Was kostet eine private Pflegeversicherung?

Die Kosten für eine private Pflegeversicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab, darunter:

  • Alter bei Vertragsabschluss: Je jünger du bist, desto günstiger sind die Beiträge. Wer erst im höheren Alter eine Pflegeversicherung abschließt, muss mit höheren Prämien rechnen.
  • Gesundheitszustand: Bei vielen Pflegeversicherungen werden Gesundheitsfragen gestellt. Wer bereits Vorerkrankungen hat, zahlt möglicherweise höhere Beiträge oder wird unter Umständen gar nicht angenommen.
  • Leistungshöhe: Je nachdem, wie hoch die Absicherung sein soll, variieren die Beiträge. Wer eine hohe Absicherung möchte, zahlt mehr, hat aber im Pflegefall auch mehr finanziellen Spielraum.

Es lohnt sich also, sich frühzeitig mit dem Thema Pflegeversicherung zu befassen und sich beraten zu lassen, um den optimalen Schutz zu einem fairen Preis zu erhalten.

Weitere Möglichkeiten, das Eigenheim zu schützen

Neben einer privaten Pflegeversicherung gibt es noch weitere Wege, um das eigene Zuhause vor einer Verwertung zu schützen.

1. Immobilien übertragen

Eine Möglichkeit, das Eigenheim vor der Verwertung zu schützen, besteht darin, die Immobilie bereits zu Lebzeiten an die Kinder zu übertragen. Dadurch gehört das Haus nicht mehr zum Vermögen des Pflegebedürftigen und kann somit nicht zur Deckung der Pflegekosten herangezogen werden.

Achtung: Diese Option birgt steuerliche und rechtliche Risiken und sollte gut durchdacht werden. Zudem greift diese Maßnahme nur, wenn die Übertragung mindestens zehn Jahre vor Eintritt des Pflegefalls erfolgt ist. Andernfalls kann das Sozialamt Schenkungen rückgängig machen.

2. Wohnrecht oder Nießbrauch

Eine weitere Möglichkeit, das Eigenheim zu schützen, ist die Eintragung eines Wohnrechts oder eines Nießbrauchrechts im Grundbuch. Dadurch wird sichergestellt, dass der Pflegebedürftige oder seine Angehörigen weiterhin in der Immobilie wohnen dürfen, auch wenn diese im schlimmsten Fall verwertet werden muss.

3. Verzicht auf Sozialhilfe

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, auf Sozialhilfe zu verzichten und die Pflegekosten aus eigenen Mitteln zu decken, wenn ausreichende Rücklagen oder Versicherungen vorhanden sind. Dadurch entfällt die Verpflichtung, das Eigenheim zu verwerten. Besprich diese Möglichkeiten jedoch auf jedem Fall mit einem Anwalt, da sich jeder Einzelfall anders darstellen kann.

Fazit: Vorsorge ist der Schlüssel

Die Angst, im Pflegefall das eigene Haus zu verlieren, lässt sich durch eine kluge Vorsorge minimieren. Eine private Pflegeversicherung kann helfen, die finanziellen Belastungen zu stemmen und das Eigenheim zu schützen. Dabei ist es wichtig, frühzeitig die passende Versicherung zu wählen, um die Beiträge möglichst niedrig zu halten. Zusätzlich können Maßnahmen wie die Übertragung der Immobilie oder der Verzicht auf Sozialhilfe dabei helfen, das Zuhause zu bewahren.

Mit der richtigen Vorsorge kannst du nicht nur sicherstellen, dass du im Pflegefall finanziell abgesichert bist, sondern auch, dass dein Zuhause in der Familie bleibt. Lass dich frühzeitig von einem Experten beraten, um die für dich beste Lösung zu finden.

Wenn du Fragen zur Pflegeversicherung oder zu anderen Möglichkeiten der Vorsorge hast, stehe ich dir gerne zur Verfügung – deutschlandweit in einer Onlineberatung oder in Kassel und Umgebung auch vor Ort.

Deutschlandweit digital, persönlich in Kassel

Meine Beratung erfolgt in der Regel vollständig digital und papierlos. Das ermöglicht mir, meine Kunden deutschlandweit zu jeder Zeit zu betreuen. Eine persönliche Beratung biete ich in Kassel und Umgebung an. Wenn du gerne eine Beratung unter vier Augen haben möchtest, dann schreib’ mir einfach eine Nachricht. Ich werde dann prüfen, in wie fern eine Beratung vor Ort für mich möglich ist.

Fabio Rumpf Versicherungs- und Finanzmakler